Engländer neigen bekanntermaßen etwas zum Spleen. Entsprechend besetzte Paddy Roy Bates Ende der 60er eine alte Flugabwehr-Plattform aus dem zweiten Weltkrieg, deutlich außerhalb der britischen 3-Meilen Zone. Und erklärte sich selbst zum Prinzen und Regierungschef. Das konnte man natürlich nicht auf sich sitzen lassen und schickte die Marine los. Der ehemalige Major des Heeres vertrieb die Marine mit Warnschüssen.
Da die Plattform in internationalen Gewässern liegt, stellte sogar ein englisches Gericht die Nicht-Zuständigkeit englischer Exekutive fest. Der „Prinz“ ist nun Oberhaupt des „Staates“ Sealand. Ist zwar international nicht anerkannt, druckte aber fleißig seine eigenen Briefmarken, Pässe und vergibt Titel. Der mittlerweile in die Jahre gekommene „Prinz“ schwächelt offensichtlich etwas. Entsprechend steht das „Fürstentum Sealand“ zum Verkauf.
Sealand ist nur via Hubschrauber zu erreichen, hat dafür aber einige Vorteile. De facto handelt es sich um einen rechtsfreien Raum. Ok, sieht man von der Verfassung des „Fürstentums“ sowie der damit verbundenen Rechtsform als konstituioneller Monarchie ab. Wer jetzt unternehmungslustig ist, kann sich (wenn alles gerichtlich irgendwie geklärt wird) für einen geschätzten 8-9 stelligen Betrag eine Zone freien Handels und freier Steuergesetzgebung kaufen. Die Größe des „Staates“ liegt bei 0,000611 km². Zudem sind die Betonstelzen nett in gut nutzbare Etagen unterteilt. Da passen auf jeden Fall eine Menge Server drauf, auch wenn das bisherige Hosting in wirtschaftlichen Schwierigkeiten steckt………. und die 10 Eingeborenen, äh, Einwohner habens kuschelig. Und man könnte in Ruhe neben einem eigenen Internet auch einen eigenen Staat errichten. Also Web 3.0 auf Staat 3.0.
Sealand ist völkerrechtlich ein Chaos, das selbst die Vereinten Nationen und die EU auf Trab hält. Lesen Sie einfach mal bei Wikipedia nach. Aber in Zeiten der Globalisierung sowie des Web ist ja vieles möglich.