In Xing habe ich teilweise Kontaktanfragen von Leuten, welche über 4.000 eigene Kontakte haben. Dies lehne ich grundsätzlich ab. Wer nicht gerade ein Personalberater ist und neue Leute sucht, kann nach meinem Ermessen nicht sinnvoll mehr als ein paar Hundert Kontakte aufbauen. Wichtiger erscheint mir, die richtigen Leute zu kennen. Also Entscheider, Top-Performer in ihren Branchen sowie leistungsfähige Partner in der eigenen Branche und direkt benachbarten Gebieten.
Wer nur auf zig Kontakte aus ist, erhöht den eigenen Verwaltungsaufwand massiv und kann den wirklich guten und interessanten Menschen nicht gerecht werden – sie würden im Konzert der dumpfen Massenkommunikation untergehen. Auch ist zu beobachten, dass eine erhebliche Anzahl von Kontaktsuchern eigentlich nicht erfolgreich sind und dauernd Hilfe auch für die trivialsten Probleme suchen. Obendrein möchte ich vermeiden, dass meine Daten auf irgendwelchen Listen auftauchen und mich hoffnungsvolle Akquisiteure mit telefonischer Werbung oder gedrucktem Papiermüll von der Arbeit abhalten.
Bevor wir uns jetzt falsch verstehen. Netzwerken ist ein Geben und Nehmen. Man sollte immer aus Anstand und auch Hilfsbereitschaft für kleine, schnelle Hilfe bereit sein. Auch ein Austausch auf der fachlichen Ebene ist leicht, wenn man sich gegenseitig Tipps gibt. Bei wirklich hochwertigen Kontakten ist dies im Netz ein idealer Einstieg zum Aufbau eines persönlichen Verhältnisses. Und nur darauf kommt es an. Erst die Persönlichkeit, dann irgendwann vielleicht eine Geschäftsmöglichkeit. Wer sich mit netten und kompetenten Menschen umgibt, hat hervorragende Unterhaltungen, bekommt neue Impulse. Neugier, Vertrauen und Freundschaft sind die wichtigsten Triebfedern, bevor man an den Absatz irgendwelcher Produkte und Dienstleistungen denkt. Wenn man als kompetent und nett identifiziert ist, kommen die Empfehlungen automatisch.
Die eher krampfhaften Versuche der Kontaktgewinnung oder die üblichen Spielchen „x supergeheime Tipps für diesunddas“ stoßen jeden Hochkaräter und interessanten Menschen ab. Zu austauschbar ist das Gerede, die meisten Werbeversuche scheitern kläglich und immer mehr Nutzer sozialer Systeme klicken die lästigen Kontaktsammler schnell weg. Alleine in der Gruppe Akquisition und Kundengewinnung tummeln sich um die 40.000 Personen bei Xing. Davon dürfte nur ein kleiner Teil wirklich interessant sein – auf persönlicher Ebene. Von der geschäftlichen Ebene reden wir besser gar nicht, denn die wenigsten werden zu Kooperationspartnern und noch weniger zu Kunden. Auch sind dort viele eher nicht erfolgreiche sowie austauschbare Personen unterwegs. Wenn man schon netzwerken möchte, dann in den Gruppen mit gemeinsamen Interessen oder Hobbies. Dieser „Filter“ blendet automatisch diejenigen ein, welche auf persönlicher Ebene passen könnten. Man macht sich gleichzeitig das Leben leichter, spart sich eine Menge Arbeit, gibt und nimmt sowohl Unterhaltung, wie auch Informationen. Das ist viel zielführender und erfüllender als ungerichtete Massenkommunikation.