Man ist ja einiges gewohnt an Zuschlägen auf eine Dienstleistung oder ein Produkt. Da gibt es Flüge ab ein Euro, bei denen noch Zuschläge für Kerosin, Sicherheit, sauteure Gepäckbeförderung sowie vergoldete Kaffees und Brötchen das Budget nach oben korrigieren.
Das müssen die bei Werbeagenturen gelernt haben.
Als Subunternehmer sollte ich für eine Werbeagentur arbeiten, die, üblich anscheinend, im Online Marketing unterbelichtet ist. Dem Kunden sollten X Euro in Rechnung gestellt werden, die de facto meiner Leistung entsprachen. Soweit, so gut.
Ein Kalkulationsaufschlag wurde mit 20 Prozent berechnet. Könnte man noch verstehen. Dazu kam dann noch eine pauschale Handlinggebühr pro Monat von 75 Euro. Wie die zustande kommen sollten, keine Ahnung. Dazu war eine Abrechnung in Vorleistung der Werbeagentur geplant. Die wollte sich die Werbeagentur nochmals kräftig verzinsen lassen. Zu ungefähr 30 Prozenten für ein halbes Jahr.
Dass zudem noch der Chef der Agentur dauernd am Telefon hängt, weil er die einfachsten Sachen nicht hinbekommt, ist kein Wunder. Auffallend war jedoch, es ging immer um seine eigenen Kampagnen, nicht um die des Kunden. Ein freundlicher Hinweis, dass dies nicht Bestandteil des Vertrags wäre, wurde mit einem unwirschen es gehöre sich so gekontert. Aha. Zudem sollten noch einige andere Sachen bei ihm auf Vordermann gebracht werden, aber bitte schön bei ihm vor Ort, da er ja der Auftraggeber sei.
Mit anderen Worten sollte der Kunde ein horrendes Geld zahlen, dass ich dem Werbemenschen den Allerwertesten hinterhertrage und zudem noch mein Wissen in leicht verständlichen Dosen (schwer ging nicht, zu dumm) vermittle.
Irgendwie ist man bei so etwas als erfahrener Onlinemarketer schnell desinteressiert. Allerdings könnten die Kunden auch einmal nachfragen, wie sich die Preise von eingekauften Fremdleistungen zusammensetzen. Dann würden sich schnell Inkompetenz und Gier entlarven. Eins hatte der Werbemensch aber schnell verstanden – das Prinzip vieler Web 2.0 Anwendungen. Lass andere arbeiten, tue nichts und kassiere enorme Honorare. Leider jedoch sind wir schon bei Web 3.0. Das ist in meinen Augen: behandle einen Kunden fair und verkauf Dich derweil nicht unter Wert. In so fern passen viele Werbeagenturen nicht in Web 3.0 ;-).