Die Rolle des Journalisten als Informationsverdichter – Zeitschriftenmarkt

Hilton hat gesoffen und geht in den Knast. Bohlen hat einen „Superstar“ und irgend so ein Adliger oder Drittklassenpromi gibt sich mit irgendwelchen „Damen“ ab, die mehr Airbags haben, als ein gut ausgestatteter Mittelklassewagen. Nicht wirklich interessant, oder? Die Meldungen überschlagen sich vor Neuigkeiten, die keinen interessieren, der die Aufstiegsrunde zum Homo sapiens sapiens geschafft hat.

Wichtig ist hier die Rolle des Journalisten, der nicht nur einfach künstliche News präsentiert, sondern wichtige und unwichtige Dinge herausfiltert, die ein Publikum oder eine Leserschaft tatsächlich interessieren.

Schon lange gibt es dabei eine Auftrennung nach Niveau und Zielpublikum. Die „Maurer-Bibel“ proklamiert die öffentliche Empörung, den berechtigten Aufschrei gegen Ungerechtigkeit und wenn sonst nichts los ist, den nächsten Skandal, den alle als erschütternd zu empfinden haben. Oder eben, wenn sich irgendeine Tusse Lippen oder Busen tunen lässt. Im Netz gibt es Äquivalente, die ebenfalls niedere Instinkte und – meine Meinung – niedere Intellekte prächtig bedienen. Damit kann man aber eine ganze Menge Geld machen, nicht umsonst hagelt es Anzeigen und Werbemaßnahmen.

Etwas anders gestaltet sich da schon eine „normale“ Tageszeitung. Hier gibt es, neben der Übernahme von Standardmeldungen, teilweise auch tatsächlich journalistische Arbeit. Informationen werden nicht nur auf Schlagzeilen und rote Buchstaben reduziert, es gibt Hintergründe, mit denen sich ein Leser oder Webseitenbesucher selbst eine Meinung bilden kann. Paradebeispiel sind einige englische Zeitschriften, bei denen scharfe politische und vor allem unabhängige Kommentare trotzdem nicht erkennen lassen, wen denn der Redakteur demnächst wählen möchte. Natürlich nicht bei der Yellow Press, aber leider noch viel weniger hierzulande.
Der massive Druck aus sinkenden Werbeeinnahmen bedingt bei vielen Magazinen, teilweise sogar ausgewiesenen Fachverlagen eine freundliche Berichterstattung bezüglich der Anzeigenkunden. Sparmaßnahmen in den Redaktionen – erfahrene Leute sind gut und vor allem teuer – sorgen für eine, meiner Meinung nach, sinkende Qualität bei vielen Publikationen. Gut, hier in einem schnellen Blog passieren auch einmal Rechtschreibfehler, aber wir zumindest fragen auch nach, was es denn mit der ganzen Thematik auf sich hat.

Das machen auch zig andere Blogbetreiber. Und übernehmen damit zunehmend eine Rolle, die eigentlich klassischen Journalisten vorbehalten wäre. Blogs filtern mittlerweile stärker Unfug und Show aus wichtigen Daten, als es viele Zeitschriften können. Ganz einfach deswegen, weil ein Blogbetreiber öfter ein Experte auf seinem Gebiet ist, als es ein universeller Billigschreiber je zu sein vermag.

Blogs, Portale und Fachforen sind in vielen Punkten bereits wichtige Informationsverdichter, die kritisch, analytisch und mit einem profunden Hintergrundwissen Daten für Leser aufbereiten. Dabei sind sie natürlich nicht von allen Menschen erreichbar, sorgen jedoch für einen deutlichen Vorsprung an zielgerichteten Informationen ihrer Leser. Zeitlich und, stark zunehmend, auch inhaltlich. In so fern ist die Auftrennung in Wissensgesellschaft und „Nur-Konsumenten“ bereits Realität.

Ich schätze, dass Blogs und Foren zunehmend Furore machen werden. Sie hängen in ihren Themen und Schnelligkeit vermeintliche Fachpublikationen sowie die reine Präsentation der nächsten erschütternden Nachricht vom tragischen Hastenichtgesehen ab. (bitte beachten Sie die Verwendung von „erschütternd“ und „tragisch“, damit die Leser des goldenen Sockenschuss – Boulevardmagazin nicht ganz ausgeschlossen sind)

Jetzt geht es nur noch darum, sich diesen Informationsfluss gezielt zu sortieren. Im Web 3.0 ist nicht mehr die Fülle an Informationen wichtig, sondern deren zielgerichtete Verdichtung unter Auschluss von Schrottmeldungen. Yahoo Pipes, Mister Wong, gezielte RSSe und weitere Dienste können strategisch sehr, sehr wichtig sein.

Klassische Zeitschriften werden sich nur über Qualität, Lokalbezug und Beziehungen zu exklusiven Informationsquellen differenzieren können. Wer hier zu weit spart, spart sich langfristig ins Aus – das Internet und zukünftige mobile Dienste sausen auf der Überholspur heran, die ersten sind bereits vorbei gezogen und verschwinden am Horizont.
Prognose von Web 3.0: Papier-Informationen wird es immer geben, aber nur entweder für Informationsidioten oder mit tief recherchierten und sehr gut verdichteten Inhalten für die Informationselite oder in hervorragender Aufmachung mit guten Themen für die, welche ein Thema haptisch „anfassen“ möchten.

Yahoo Pipes – maßgefertigte Bündelung von Nachrichten

Wir haben ja schon lange Zeit bei Web 3.0 darüber philosophiert, dass man sich Nachrichten auch individuell zusammenstellen können soll. Und da fällt gleich einer auf, der seit ungefähr Februar einen entsprechenden Dienst anbietet: Yahoo.

Mit Yahoo Pipes lassen sich individuelle Nachrichtenströme umfangreich verwalten. Wie das Ganze funktioniert? Man nehme beispielsweise RSS-Feeds aus Blogs oder ebay Auktionen.

– Für die, welche noch nicht RSS kennen, eine kurze Erklärung: Sie sehen unten bei uns auf der Seite, ganz unten rechts, den Link „Feed Artikel“. Wenn Sie darauf Klicken und ein entsprechendes Programm verwenden, bekommen Sie alle Nachrichten im Abo. Moderne Emailprogramme haben diese Funktion bereits eingebaut. Mittels des RSS-Feeds bleiben Sie also bei Ihren favorisierten Blogs dauernd am Ball. Gut, wir könnten den Link auch größer machen, machen wir auch im nächsten Ausbau von Web 3.0. –

Zurück zu Pipes. Hier können Sie alle irgendwie für Sie interessanten Nachrichten verwalten. Sie bekommen also maßgeschneidert einen Informationsdienst, welcher die für Sie interessanten News aus dem Netz fischt. Das sind eine ganze Menge! Und die sind auch verwaltbar und konfigurierbar!

Beispiel ebay (das auch RSS benutzt!!!): Sie geben Artikel, Maximalpreis, etc. ein und setzen Bedingungen, wann Sie über irgendetwas informiert werden möchten. Wenn Sie also ein Auto, MarkeXY, TypZ, aus dem englischen ebay zum Preis zwischen 2.000 und 3.000 fischen möchten, hält Sie Pipes brav auf dem Laufenden, sobald ein entsprechender Verkauf unterwegs ist. Genial, muss ich sagen.

Man kann sich natürlich auch andere Feeds konfigurieren, etwa für Sonderangebote. Zwar bieten beispielsweise noch nicht viele Billigflieger RSS-Feeds an, aber bei denjenigen, die es anbieten, sind Sie immer als erster mit am Ball. Und zwar mit wirklich zielgerichteten Infos.
Für viele „Normalnutzer“ ist die Funktionsfülle allerdings etwas erschlagend, da man Logiken miteinander verknüpfen kann und hier doch ein wenig IT-Erfahrung nützlich ist.

Das Einzige, was einen etwas irritiert, ist Yahoo selbst. Da haben die sich richtig Gedanken und Arbeit gemacht – und vermarkten Pipes nicht dick unter den Services von Yahoo, sondern basteln sich wieder so eine komische Unterseite. Bei der wieder mal keiner merkt, dass sie von Yahoo kommt. Oh, Mann, das nenne ich ein sehr, sehr ungeschicktes Marketing. Wenn Sie wüssten, was die alles im Portfolio haben……. Nur kennt wieder kein Mensch die Dienste und merkt, selbst wenn er mittendrauf ist, nicht, dass eigentlich Yahoo dahinter steckt.

Sprache – Technik und Sprachentwicklung

Ein Text muss passend zur Zielgruppe formuliert sein, damit Kunden gewonnen werden. Logisch, so kennt man es ja aus dem „klassischen“ Marketing. Wer attraktiv formuliert, erhält Anfragen und Abschlüsse.

Ganz anders sieht die technische Seite im Onlinebereich aus. Google mag fettgedruckte Keywords oder kursiv. Sieht optisch ziemlich grausam aus, oder? Und dazu noch 4-5 mal das gleiche Keyword in einem Absatz? Es ist auf jeden Fall nicht unbedingt der richtige Weg, lesende Menschen als Kunden zu begeistern. Und schon jongliert das Online Marketing mit zwei verschiedenen Ansätzen. Google und Co möchten optimal bedient sein, damit Kunden den Anbieter überhaupt finden können. Die Kunden wiederum erwarten attraktive Formulierungen, damit ein Kauf- oder Informationsanreiz entsteht.

Jetzt kommt noch die Segmentierung hinzu. Ein gehobenes Publikum erwartet einen gehobenen Ausdrucksstil. Und dieser sollte genau passend auf das Angebot abgestimmt sein. Dagegen reichen für technische Produkte oder meinetwegen elementare Bedürfnisse – wo ist die nächste Tankstelle, an der man sein Handyguthaben aufladen kann – ein zwei Sätze.

Das Spannungsfeld in der Sprache ist dabei nicht alleine mehr nur die Technik, auch die Interessenslage der Benutzergruppen des Web spaltet sich zunehmend auf und spezialisiert sich. Nicht umsonst entstehen gerade Unmengen an themenspezifischen Seiten, die bis zur möglichst effizienten Haltung bestimmter Aquariumsbewohner reichen.

Entsprechend ist zunehmend im Online Marketing eine enorme sprachliche Flexibilität gefragt, von der linguistisch distinguierten Rhetorik bis zum „Wosn der näxte Handyladen“.

Das haben auch Sprachforscher gemerkt und sehen sich zunehmend im Bereich Online um. Zurzeit entstehen sehr viele Studien, die neben dem Benutzerverhalten auch die Kommunikation untersuchen.

Meinung von Web 3.0: Technische Bedingungen sowie eine immer feinere Segmentierung werden einen massiven Einfluss auf die Entwicklung der Sprache gewinnen. Warten Sie`s ab.

Neue Namen braucht das Land – Konzepte und Trends

Alter Wein in neuen Schläuchen – lässt sich besser verkaufen. Was ist beispielsweise das öminöse Web 2.0, welches immer noch als total neu und revolutionär angepriesen wird? Nichts neues, denn die gesammelten Techniken gibt es bereits – und das teilweise seit mehr als 15 Jahren. Aber zu diesem Zeitpunkt haben sich die Propheten des Web 2.0 noch gar nicht mit EDV und Netzen beschäftigt. Man kann den Eindruck gewinnen, dass sie 1992 entweder noch per Bleistift Werbezeichnungen (Agenturen) malten oder gerade Investoren beim Aufbau Ost (Beraterbranche) abzockten.

Zwischendurch ist viel passiert, unter anderem auch die Pleite des neuen Marktes. So manche Träume platzten, weil keiner eine wirkliche Ahnung hatte, viele Geld witterten und sich die ganze Sache dann irgendwann verselbständigte. Bis zum großen Knall.

Zuerst wurde das Internet unterschätzt, dann überschätzt, dann verdammt und jetzt ist es total hip. Weil auch die letzten Skeptiker merken, dass es ohne Internet nicht geht. Jedenfalls nicht, wenn eine Firma Geschäftsfelder mit Wachstum adressieren möchte. Das riecht nach Investitionen. Laut Scott Adams, dem Autor der Dilbert-Comics (lesenswert!), liegt die kritische Größe für das Erscheinen von Wieseln=geldgierigen Profiteuren bei 10 Dollar. Kein Wunder, dass sich jetzt im Markt jede Menge Wiesel tummeln.

Und da ein großer Teil schnell einen Euro machen möchte, hagelt es neue Begriffe und Konzeptnamen. Ein Kunde könnte ja drauf reinfallen, wenn etwas gut und logisch klingt. Natürlich wird das rhetorisch einwandfrei mit dem typischen Dauergrinsen und Sonnenbankbräune präsentiert. Glauben Sie mir, Sie können einem jungdynamischen Dauergrinser aus Marketing oder Beratung einen China-Kracher im A**** zünden, das Grinsen bleibt eingeschaltet.

Währenddessen kommen die neuen Trends von allen Seiten. Web 2.0, Xy-Hastenichtgesehen (neues Verkaufskonzept, habe keine Ahnung, was das sein soll, die Erfinder lassen sich die entsprechenden Trainings aber gut bezahlen), Communities in unterschiedlichen und natürlich völlig neuen Spielarten mit gaaaaaanz anderen Namen, etc., etc.. Das meiste sind einfach nur Standardtechniken. Mit neuem Namen nur deutlich teurer.

Web 3.0 hat einen anderen Weg genommen. Wir sind als Nachrichtenformat unterwegs, dass Informationen liefert und liebend gerne lästert. Aufbauend auf Standardtechniken, haben wir uns Web 3.0 als Namen genommen, um den Web 2.0 Hype etwas zu verulken. Und ab und zu technische Möglichkeiten vorzustellen, die man bei der Weiterentwicklung des Web gerne hätte. In so fern sind wir neu und das Kind bekam einen neuen Namen. Bin mal gespannt, ob die Web Zwo-Zero Fraktion auch einmal wirklich neu ist.

Organisationsform Online Marketing

Wie passt ein Online Marketing Manager in eine Firma? Genau diese Frage stellen sich gerade eine Vielzahl von Unternehmen. Marketing? Klar, er muss die gute Nachricht der Firma positionieren. Vertrieb? Logisch, irgendwo soll ja auch was Zählbares dabei herumkommen. Technik? Aber sicher, das Handwerkszeug besteht aus komplexen Systemen, die alle mehr oder weniger IT-basiert sind. Controlling? Natürlich, immerhin kann man sehr genau messen, was gerade mit den Etats passiert. Strategie und Beratung? Auch nötig, weil Trends in der Organisationsentwicklung eines Unternehmens abgebildet werden müssen.

Und wo gibts sowas von der Stange? Nirgendwo. Die Ausbildung im Marketing hängt selbst auf Hochschulniveau meilenweit hinter der dynamischen Praxis, die sich ständig verändert. Bei den anderen Disziplinen sieht es mit Standardangeboten auch nicht viel besser aus.

Online Marketing ist eine Schnittstellenfunktion, die hoch spezialisiert alle erwähnten Aspekte vereint. Noch besser: Es gibt im Bereich Online Marketing sogar schon längst eigene Spezialisierungen, etwa SEM, SEO, Affiliates, ebay.

Hier sehen gerade viele Firmen etwas ratlos auf den Markt. Wie passt eine solche Funktion ins Unternehmen? Indem es beispielsweise und de facto zwei Marketing-Abteilungen gibt. Die eine ist klassisch, die andere saust mit einem Affenzahn durch die Welt, redet mit allen möglichen Aufgabenträgern und integriert dies in ein sinnvolles Konzept. Und Online Marketing kann dabei durchaus auch direkt im Vertrieb aufgehängt sein. Huch.
Bei mir persönlich habe ich einige Handlungsfreiheiten, etwa im Bereich Etats, die es nirgendwo sonst gibt. Wenn die Konkurrenz technisch und mit aggressiven Anzeigen auftrumpft, muss man ggf. schnell dagegenhalten. Absprache mit der Chefetage: Budgets angepasst oder schnell Gegenangebote initialisiert. Budgetplanung über ein Jahr, verteilt auf einzelne Monate? Vergessen Sie es einfach, langfristig ist nicht alles planbar. Eine noch so gute Strategie muss operativ über den Haufen geworfen werden, wenn mögliche Kunden gewonnen werden können. Entweder, weil die Konkurrenz pennt oder man aggressiv gegen eine ebenso aggressive Kampagne gegenhält.
Ich bin einmal gespannt, wie die klassische BWL demnächst in der Literatur die Position Online Marketing Manager beschreiben und einbinden wird. Alleine schon die Unterschiede zwischen Groß- und Kleinunternehmen werden fürs Online Marketing sehr unterschiedliche Lösungsansätze nötig machen.

Und jetzt einmal als Orakel von Web 3.0 : Es wird neue Strukturen und Informationsflüsse geben, die weit mehr Handlungsfreiheiten, eine schnellere interne Kommunikation, eine viel höherer Reaktionsgeschwindigkeit und eine bislang nicht da gewesene Schnittstellenfunktion bringen. Man darf gespannt sein, wie die Organisationsentwicklung verläuft.