Das Networking im Social Web

Es gibt mittlerweile eine Unzahl von Foren, Communities und auch Businessforen zu den unterschiedlichsten Themen. Da gerade der Trend um Social Media wieder mal gepusht wird, erlaube ich mir an dieser Stelle einige grundsätzliche Gedanken.

Neu ist an dem ganzen Trend eines: NICHTS.

Alles schon mal da gewesen. In den 90er Jahren gab es bereits die ganzen Mechanismen, wie auch typische Charaktere von Diskutanten, Motivatoren und Querulanten. Mit anderen Worten ist im Web seit der ersten Stunde gequasselt worden wie blöde. Miteinander, untereinander und übereinander.

Wie seit ehedem trifft man auch in den grafisch aufgepeppten Communities auf Diplomaten, Schleimer, Trolle und natürlich auch jede Menge normale Menschen. Da hauen sich die Leute die Thesen in Politikforen oder Wirtschaftsforen genau so um die Ohren (und sich gegenseitig in die Pfanne), wie es in den 90ern bei Chatsystemen in Form von IRC oder Programmierforen oder sonstwas der Fall war. Mal kann der nicht mit dem, dann gibts Allianzen und wenn ein Fake (also nicht-echter Benutzer unter Pseudonym) provokante Thesen streut, ist das komplette Forum auf der Palme. Während sich natürlich einige Querulanten auf die Seite der Provokateure schlagen, aber nicht ganz, halt so ein bisschen.

Währenddessen wird Süßholz geraspelt, wenn jemand entweder einen Auftrag haben möchte oder Beachtung. Früher wurde Süßholz nur geraspelt, wenn es um zwischenmenschliche Elemente ging. Sozusagen ein Rückschritt ;-).

Wie das alles im Web 3.0 aussehen wird, vermag ich nicht zu prognostizieren. Jedoch vermute ich, dass es auch nicht anders aussehen wird als jetzt oder vor 10 Jahren. Vielleicht etwas bunter und mit mehr Funktionen, die Menschen und deren Motivationen jedoch bleiben dieselben.

Krise, Insolvenz, Chaos – überprüft das keiner?

Die Nachrichten an der Börse haben in den letzten Tagen für Aufregung gesorgt. Die Kurse sind Achterbahn gefahren, spätestens, seit dem Lehman Brothers den Löffel gereicht hatte. Da ist aber etwas passiert, was nie hätte passieren dürfen. In den Google-News stand doch auf einmal etwas über den vermeintlichen Konkurs der United Airlines.

Einziges Problem war das Alter der Meldung: 2002. Den Kurs von United hatte es schon komplett verhagelt, als der Erste mal so langsam nachfragte, was denn da passiert sei und wie es tatsächlich um die Firma aussah. Während also der Aktienkurs bis auf ein Rekordtief fiel, sollten sich einige Leute an den Kopf fassen, was Informationsgeschwindigkeit auch an negativen Folgen bewirken kann.

Klar erfreut es Zocker an der Börse und Journalisten, wenn sie als erste die brandheiße Meldung haben. Das heißt in beiden Fällen letztendlich Geld. Der Zocker weiß schneller, wie er seine Pferdchen ins Trockene steuern kann. Eine Zeitung oder ein Magazin wird x-fach verlinkt und bekommt den Traffic aus dem Web, also Werbeeinnahmen.

Im Rennen um die heißeste Story fühle ich mich persönlich an die Jagd auf das neueste Paparazzi-Foto von irgendwelchen Prominenten erinnert. Schnell heißt oft: nicht gut. Ein guter Journalist wird so etwas kritisch sehen und erst mal nachfragen. Wer dagegen auf Automatismen a la News und Alerts setzt, kann schnell mal hübsch daneben liegen. Es ist eben nicht die gute alte DPA, die man ungefragt abdrucken kann – und selbst da sind schon Sachen schief gelaufen. Der Computer kann (noch?) nicht den menschlichen Verstand und das Ethos eines richtigen Journalisten ersetzen, sonst ist man ziemlich schnell bei einem Film aus den 80ern: War Games.

Im Übrigen gefallen mir hier die Blogger sehr gut. Bei vielen Blogs halte ich die journalistische Qualität sowie die entsprechende Fachinformation für denen aus der Maurer-Bibel oder dem Exzess weit überlegen. Bin mal gespannt, was im Web 3.0 für eine Mischung aus freien Web-Autoren, die sich auch mal in Ressorts etablierter Redaktionen integrieren, entsteht.

Die Gebühren von Werbeagenturen – teilweise pure Gier

Man ist ja einiges gewohnt an Zuschlägen auf eine Dienstleistung oder ein Produkt. Da gibt es Flüge ab ein Euro, bei denen noch Zuschläge für Kerosin, Sicherheit, sauteure Gepäckbeförderung sowie vergoldete Kaffees und Brötchen das Budget nach oben korrigieren.

Das müssen die bei Werbeagenturen gelernt haben.

Als Subunternehmer sollte ich für eine Werbeagentur arbeiten, die, üblich anscheinend, im Online Marketing unterbelichtet ist. Dem Kunden sollten X Euro in Rechnung gestellt werden, die de facto meiner Leistung entsprachen. Soweit, so gut.

Ein Kalkulationsaufschlag wurde mit 20 Prozent berechnet. Könnte man noch verstehen. Dazu kam dann noch eine pauschale Handlinggebühr pro Monat von 75 Euro. Wie die zustande kommen sollten, keine Ahnung. Dazu war eine Abrechnung in Vorleistung der Werbeagentur geplant. Die wollte sich die Werbeagentur nochmals kräftig verzinsen lassen. Zu ungefähr 30 Prozenten für ein halbes Jahr.

Dass zudem noch der Chef der Agentur dauernd am Telefon hängt, weil er die einfachsten Sachen nicht hinbekommt, ist kein Wunder. Auffallend war jedoch, es ging immer um seine eigenen Kampagnen, nicht um die des Kunden. Ein freundlicher Hinweis, dass dies nicht Bestandteil des Vertrags wäre, wurde mit einem unwirschen es gehöre sich so gekontert. Aha. Zudem sollten noch einige andere Sachen bei ihm auf Vordermann gebracht werden, aber bitte schön bei ihm vor Ort, da er ja der Auftraggeber sei.

Mit anderen Worten sollte der Kunde ein horrendes Geld zahlen, dass ich dem Werbemenschen den Allerwertesten hinterhertrage und zudem noch mein Wissen in leicht verständlichen Dosen (schwer ging nicht, zu dumm) vermittle.

Irgendwie ist man bei so etwas als erfahrener Onlinemarketer schnell desinteressiert. Allerdings könnten die Kunden auch einmal nachfragen, wie sich die Preise von eingekauften Fremdleistungen zusammensetzen. Dann würden sich schnell Inkompetenz und Gier entlarven. Eins hatte der Werbemensch aber schnell verstanden – das Prinzip vieler Web 2.0 Anwendungen. Lass andere arbeiten, tue nichts und kassiere enorme Honorare. Leider jedoch sind wir schon bei Web 3.0. Das ist in meinen Augen: behandle einen Kunden fair und verkauf Dich derweil nicht unter Wert. In so fern passen viele Werbeagenturen nicht in Web 3.0 ;-).

Silver Surfer – ein Wachstumsmarkt und Kommunikation für Senioren

Menschen werden immer älter, bleiben immer länger geistig fit und benutzen immer häufiger das Internet. Senioren stellen einen riesigen Markt dar, der mit passenden Angeboten bedient sein will. Andererseits bietet gerade das Internet jede Menge geistigen Anreiz (nicht jeder Senior sitzt stumm im Heim, sondern viele suchen aktive Kommunikation!!).

Lassen Sie mich das an einem persönlichen Beispiel erläutern. Es gab einen Briefmarkensammler aus Berlin, mit dem ich über ebay in Kontakt gekommen war. Total nett und sehr aufgeweckt, nutzte er das Internet zur Kommunikation – schon 2001. Seine körperliche Behinderung machte hier nichts aus, er konnte mit der ganzen Welt Kontakt aufnehmen.

Insgesamt stellt zudem der Markt für Senioren ein riesiges Potenzial dar. Allerdings verhalten sich viele sehr viel schlauer, als ein üblicher Schnellkäufer. Sie denken nach, recherchieren – wenn man denn schon im Web ist, gehts fix nebenbei – und bevorzugen in der Regel eine mittlere bis gute Qualität.

Dumme Werbeslogans oder platte Sprüche greifen hier nicht gut – zurecht. Allerdings werden auch die nicht ganz so hellen Älteren demnächst massiv im Web vertreten sein. Schätze mal, wenn die Generation der DSDS-Fans oder Bohlen/Tokio Hotel altert, gibts dann passende Angebote auch für die etwas weniger Intellektuellen.

In jedem Fall sollten Webseiten jetzt schon barrierefrei gestaltet werden – also bei Veränderungen der Schriftgröße beispielsweise nicht aus dem Layout laufen. Ist nur ein kleiner Menüpunkt, der wenig Navigation benötigt. Dann kann man sowohl sehbehinderte Menschen ansprechen (und , ehrlich, warum soll man es einem Benutzer schwerer als nötig machen, ist programmtechnisch ein Klacks), wie auch Zielgruppen bedienen.

Die Verbindung kommerzieller Interessen und gesellschaftlicher Verantwortung geht hier ausnahmsweise Hand in Hand. Empfehlenswert ist beispielsweise ein Blick auf Seiten wie Senioren ins Netz. Das war ein Vorreiter, sehr viel mehr werden kommen.