Miva zieht sich aus Deutschland zurück

Habe gerade eine Mail bekommen, wonach Miva die bisher in Hamburg angesiedelte Geschäftsstelle schließt und die Kunden fortan direkt aus England betreut.

So richtig überraschend war das nicht. Schon am 21. August war eine Restrukturierung angekündigt worden, die europaweit greifen soll. Hintergrund sind Verluste von zusammen rund 4,5 Millionen Dollar in der ersten Hälfte 2008. Für die Restrukturierung sollen nochmals rund 4 Millionen Dollar eingesetzt werden. Das Unternehmen verkündete, im vierten Quartal wieder einen Gewinn anzustreben.
Miva ist ein vergleichsweise kleiner Anbieter für Pay per Click Dienste und hatte in Deutschland kaum namhafte Kunden. Hervorzuheben war lediglich qua Bekanntheitsgrad und Reichweite ProSieben. Gegenüber Google Adwords war nur ein marginaler Anteil sowohl an Reichweite, wie auch an Zugriffszahlen auf die von mir betreuten Server gegeben.

Der Rückzug und die zentrale Betreuung aus England sind logische Maßnahmen zur Kostenreduktion, um das Unternehmen zu retten. Zurzeit erhalten die Werbetreibenden entsprechende Mails, welche die Umstrukturierung sowohl ankündigen, wie auch eine Umschreibung des auf Miva GmbH lautenden Vertrages auf Miva UK anbieten. Ändern soll sich ansonsten erst mal nichts.

Second Life – war da was?

Es hatte kräftig gehypt um Second Life. Die Plattform war in aller Munde und schwupps schossen die Agenturen und Berater aus dem Boden. Dann aber ging es rapida abwärts, siehe den ersten Bericht über Second Life aus dem Jahr 2007. Mittlerweile sieht es noch düsterer aus.

Sehr viele Firmen haben ihre Projekte eingestellt und bedienen nur noch die Unentwegten, welche sich noch in der nach meinem Geschmack etwas besseren Chat-Community tummeln. Dabei hat Second Life in Sachen Kundengewinnung nie eine herausragende Rolle gespielt im Vergleich zu den fast schon klassischen Formaten einer hohen Position in Google, bezahlten Werbeeinblendungen in Adwords oder auch ganz normalen Affiliate-Programmen. Auch ebay eignet sich trotz mannigfacher Austritte der Powerseller immer noch besser für einen direkten Vertrieb physischer Güter.

Ich möchte an diesem „Erfolg“ einmal den typischen Mechanismus von Internethypes darstellen. Es kommt ein neues System, ein neuer Dienst auf den Markt, der ein paar Neuerungen beinhaltet oder alte Ideen anders präsentiert. Die ersten Teilnehmer eignen sich schnell die Handhabung des Systems an und erstellen ihre Projekte. Mit einem gehörigen Rumms wird eine Promotion gestartet. Dazu kommt eine Berichterstattung in sowohl Fachmedien, wie auch – viel wichtiger – normalen Magazinen und  – ganz wichtig – der Presse für Marketing und Werbung.

Hier sitzen die entscheidenden Multiplikatoren. Viele Werbemenschen lassen sich leicht von Schlagworten begeistern und geben diese an ihre Kunden weiter. Wenn zudem große Firmen erhebliche Anstrengungen planen, muss es wohl irgendetwas sehr gutes sein. Das eine kommt zum anderen und mit einem gepflegten Halbwissen wird über den Zukunftsmarkt gesprochen. Die Magazine für Werber müssen derweil laufend Neuerungen beschreiben, sonst könnte man sich man ja mit 2 Semestern Marketing das Lesen derselbigen sparen.

Was glauben Sie, wie viele der Second Life Agenturen neben dem Pixelschubsen die komplexe Steuerung von Adwords wirklich beherrschen oder im Bereich Suchmaschinenoptimierung Herausragendes leisten? Second Life hat keine 800 Parameter in Key Performance Indikatoren, Second Life ist grafisch. Was grafisch ist, kann man verändern und dem Publikum schmackhaft machen. Ergo muss Second Life ein Erfolg werden.

Meine Meinung sieht da etwas anders aus. Was an Umsatz und Image herauskommt, zählt. Ich gehöre zu den bösen Leuten, welche sich für das Geld der Kunden verantwortlich fühlen. Da muss möglichst viel bei herauskommen. Für mich sind Sprüche wie „aufs Markenkonto eingezahlt“ nur Beschreibungen von entweder Dilettanten oder Abzockern. Ist für den Kunden letztendlich egal, das Geld ist futsch.

Genau das ist einigen typischen Opfern von Agenturen passiert. Selbst Mittelständler sollten Second Life machen, kostet ja nicht soooo viel und die großen Jungs machen es ja auch. Hat keinen Erfolg gehabt, also muss hier noch was nagepixelt und dort etwas programmiert werden. Klappt auch nicht, dann ist hier noch dieser Dienst, den man unbedingt implementieren muss, damit es ein Erfolg wird…….usw, etc..

Falls jemand eine Firma kennt – kundenseitig – für die Second Life ein voller und vor allem zählbarer Erfolg war, bitte melden. Ich meine nicht die Pioniere, welche sich zu Beginn breitgemacht haben und durch virtuelle Landverkäufe zu richtig Geld kamen. Welcher Mittelständler hat seine Investitionen raus und einen Gewinn oberhalb der Opportunitätskosten erreicht?

ARD und ZDF – umfangreiche Internetangebote erstmals mit Zahlen

Die Öffentlich-Rechtlichen Anstalten haben sich bisher mit Zugriffszahlen auf Ihre Websites stark zurückgehalten. Das ist merkwürdig, weil beispielsweise Reichweiten der Sender gerne und oft publiziert werden.

Jetzt kommt so sukzessive heraus, was denn ARD und ZDF von den Gebühren der Fernsehzuschauer alles an Reichweite im Internet haben. Im Gegensatz zu privaten Anbietern gab man sich bislang sehr verschlossen und nahm nicht an IVW (analog Reichweite Zeitschriftenauflage, kennen Sie vielleicht aus dem Impressum bei einer Zeitschrift) oder den Messungen der AGOF – Arbeitsgemeinschaft Online-Forschung e.v. teil.

Die Kombination aus Google Trends und Google Ad Planner sieht die Angebote laut verschiedenen Quellen in den Top 20 der deutschen Internetseiten. Nicht nur die jeweiligen Hauptseiten kommen dabei sehr gut weg, auch beispielsweise die Tagesschau mit ihrer eigenen Seite oder einzelne Sendeanstalten sind sehr gut platziert. Wohlgemerkt finanziert aus den Geldern der Gebührenzahler.

Es geht sogar so weit, dass die Öffentlich-Rechtlichen Werbung für ihre Internetangebote auf GMX schalten, was nun wirklich nicht billig ist. Und dass in vielen Sendungen der Hinweis auf weiterführende Informationen mit Angabe der URL kommt, ist mittlerweile Standard. Auch gebührenfinanziert.

Dass der europäische Verband der (privaten) Verleger EPC derweil nachhaltig sauer ist, kann nachvollzogen werden. Immerhin gibt es keine Gelder aus staatlich lizensierter Quelle und die Privaten tragen das volle Risiko. Auch der EU-Kommission war die Verwendung der Gebühren schon übel aufgestoßen. Neelie Kroes, die EU-Kommissarin, nimmt schon seit längerem die Internetangebote ARD und ZDF unter die Lupe.

Der Präsident des europäischen Verlegerverbandes schätzt derweil, dass irgendwann die Verbraucher auf die Barrikaden gehen. Es ist wohl auch ein wenig Wunschdenken dabei. Weiter unten das Statement im Original. Die deutsche Politik hat sich fest vorgenommen, das Problem anzugehen und bastelt munter – manche meinen unqualifiziert – an Restriktionen für gebührenfinanzierte Internetangebote deluxe.

Am 22. Oktober treffen sich die Bundesländer, um abzustimmen, was ARD und ZDF mit unseren Rundfunkgebühren machen dürfen – und vor allem: was nicht. Derweil gibt es eine muntere Meinungsmache von allen Seiten.

Statement innerhalb einer Presseinfo vom EPC:

In the context of the European Commission’s current review of state aid rules for public service broadcasters (PSBs), Francisco Pinto Balsemão, Chairman of the European Publishers Council (EPC) and Chairman and CEO of Impresa in Portugal has called for PSBs to be redefined and radically changed in line with the realities of modern broadcasting and convergent communications.

Speaking at a major industry conference on the future of public service broadcasting (PSB) hosted in Helsinki by the Helsingin Sanomat Foundation, Mr Balsemao said: “PSBs have acted as though they were commercial players and have established strong, even dominant positions while using public money.  PSBs are now major publishers online (and sometimes in print and on radio) competing head to head with commercial newspapers and magazines.  Public and private broadcasters compete with both broadcast and non-broadcast content, as consumers choose to watch or download movies and TV output via the Internet and  Mobiles.

“For years we in the private sector have challenged the way the PSBs have distorted the market…but Governments have not been prepared to bring them to heel.”

Mr Balsemão warned that consumers might well refuse to pay the licence fee: “Consumers not politicians will be the driving force to end PSB public funding throughout Europe over the next 10-20 years….Why should viewers in any country be required by Law to pay for what they may not watch?

Mr Balsemão suggested that “future PSBs will be smaller and leaner, dedicated to high-quality programming funded mainly by sponsorship or subscription. If they wish to maintain any degree of public funding, they need the support of viewers. In order to do this they must be programme led:  hot houses of talent and creative energy – machines to make and commission programmes and to earn or raise money to make more.” He insisted on a role for PSBs, but only under new parameters subject to independent regulation, and on the condition that they earn their own keep and raise standards within the boundaries of fair competition.  An example would be to take elements from the US model where local TV (PBS ) and Radio (NPR) stations develop their own programme schedules within networks. Some programming is local, some nationally commissioned with some core funding from Government but with most funds coming from individuals, foundations, companies, subscriptions and sponsorship.

Note: In terms of timing of the EU-led PSB review, the Commission launched a consultation earlier this year to which the EPC responded.  Since the March deadline, the Commission has been assessing the responses. Commissioner Kroes spoke at a French Presidency conference on the issue in July.

Google Chrome ändert EULA Nutzungsvereinbarung bez. Urheberrecht etc.

Vor Kurzem sah die „Lizenz“ von Google entsprechend den Nutzungsbedingungen für Chrome –  EULA, End User License Agreement – noch so aus:

Sie verzichten auf das Urheberrecht und andere in Ihrem Besitz befindliche Rechte für jeglichen Inhalt, den sie durch oder über diese Dienste übermitteln, veröffentlichen oder betrachten. Durch das Übermitteln, Veröffentlichen oder Betrachten des Inhaltes erteilen Sie Google eine dauerhafte, unwiderrufliche, weltweit gültige, kostenlose und nicht-exklusive Lizenz, ….usw…..

Das hat vielen Nutzern nicht geschmeckt und heftig waren die Proteste. Nebenbei, ob sowas vor einem deutschen Gericht Bestand hat, steht auf einem ganz anderen Blatt………..
Die neue EULA Nutzungsbedingung hört sich da schon sehr viel freundlicher an:

5. Inhalte in den Diensten

Sie bleiben Inhaber etwaiger Urheberrechte und sonstiger Rechte an Inhalten, welche Sie in den Diensten oder mithilfe der Dienste übermitteln, einstellen oder anzeigen.

Da steht zwar immer noch: Stand 23.08.08, aber die Änderung macht doch einen erheblichen Unterschied im Datenschutz und Urheberrecht aus.

Offensichtlich, laut Aussage Google`s, hat man einfach die EULA, also Nutzervereinbarung, von anderen Google-Produkten übernommen. Es soll Schusseligkeit gewesen sein, aha. Und ist jetzt brav auf einen allgemein akzeptablen Stand zurückgerudert.

Trotzdem sammelt Google alleine über die „Anwendungsnummer“ massivst alle möglichen Daten. Wie man die Seriennummer von Chrome löschen kann, steht im früheren Beitrag.

Google Chrome hat bereits jetzt einen Marktanteil

Wow, das ging aber fix. Kurz nachdem sich die Internetgemeinde Google Chrome herunterladen konnte, taucht der Browser schon wahrnehmbar in den Zugriffsstatistiken der Server auf. Mit ca. 3,5 – 4 Prozent ist der Wert zwar nicht signifikant, aber dennoch spürbar. Auf jeweils mehr als das Zehnfache kommen noch auf meinen Servern Firefox und der Internet Explorer.
Aber anders ausgedrückt hat Google mit Chrome die gesamte Kombination aus Apple Safari, Opera und noch ein paar anderen aus dem Stand weg abgehängt. Das lässt auf ein hohes Potential zur Marktdurchdringung schließen. Zwar bekommt Microsoft noch keine grauen Haare, aber die merken es im Web ja sowieso immer erst dann, wenn es zu spät ist ;-).