OK, ist zwar schon am 16. Juli passiert, hatte aber zwischenzeitlich was zu tun. Trotzdem möchte ich mich mal kurz zu dem äußern, was der Deutsche Journalistenverband DJV so gegen Google hat.
Zitat Michael Konken (DJV-Bundesvorsitzender):
„Der Gesetzgeber muss einerseits der Gratis-Kultur des Internets zu Gunsten der Urheber einen wirksamen Riegel vorschieben und andererseits die Befugnisse des Bundeskartellamtes so ausweiten, dass die Behörde Meinungsmonopole im Internet verhindern kann.“
„Die Firma vereinigt in bisher nie gekannter Weise Funktionen als Anbieter von Betriebssystemen für Computer und Handys, Internetsuchdiensten, Inhalten wie komplett digitalisierten Büchern sowie ganz besonders auch die Anzeigenvermittlung. Hier droht ein Monopol mit nie gekannter Meinungsmacht.“
Soso.
Rein technisch kann man die Suchmaschinen locker von seinen Inhalten auf Webseiten ganz einfach aussperren. Eigene Inhalte tauchen dann nicht umsonst im Web auf. Wer Angst hat, dass die Inhalte beispielsweise von zutrittsbeschränkten Bereichen irgendwo umsonst im Web auftauchen, setzt einfach Software wie Copyscape ein – und bekommt schnell entsprechende Alarmmeldungen – und die kann man dann an seinen Rechtsanwalt weitergeben.
Das ist einfacher, als geklauten Text irgendwo aus anderen Zeitschriften herauszufiltern.
Natürlich hat Google eine extrem exponierte Stellung als weltweit, damit nicht nur in Deutschland, führende Suchmaschine. Und was soll das kleine deutsche Kartellamt tun, damit weltweit die Suchfunktionen limitiert werden? Das Internet ist nun mal ein umfassendes Medium mit zig Möglichkeiten der absolut dezentralen Vernetzung. Da hätte der gute Herr Konken vielleicht besser bei der UNO protestiert.
Kommen wir zum nächsten Zitat: „Ein wirksames Vorgehen gegenüber Google setzt voraus, dass Verleger und Gewerkschaften an einem Strang ziehen“
Wie soll denn bitte das gehen und – noch ganz anders gefragt, ist es überhaupt gewollt? Es gibt die Verleger im klassischen Sinne (wovon sich zig freudestrahlend im Web tummeln, weil sie an diversen Anzeigen verdienen). Und es gibt noch viel mehr große und kleine – ich nenne sie mal bewußt Publisher – welche von vornherein nur im Web unterwegs sind. Beispielsweise so etwas wie dieses Blog hier. Diese veröffentlichen ihre persönlichen Meinungen, mal aus Spaß, mal aus Berufung, mal, weil sie auch ein paar Werbeeinnahmen möchten. Nur das Medium Internet ermöglicht diese Meinungsvielfalt.
Konken hat Angst um den „Qualitätsjournalismus“. Selbstredend gibts im Web jede Menge Schrott. Aber genau so selbstredend gibt es auch exzellente Fachleute im freien Informationsaustausch, an deren Wissen ein normaler Journalist niemals herankommt. Und die warten nicht unbedingt, ob sie von irgendwem interviewt werden, die veröffentlichen. Und sind damit für Menschen auffindbar, welche eine weit über Berichterstattung hinausgehende Detailtiefe erreichen. Oft sogar noch superkomfortabel aufbereitet mit sehr schönen Multimediaapplikationen.
Ich glaube, da sieht eher jemand seine Felle davonschwimmen und hat es nicht so mit technischen Möglichkeiten und Meinungsvielfalt. Wenn Google zuviel Mist bauen würde, wären die Leute sofort auf Wikipedia (wo einige „Qualitätsjournalisten“ kräftig abkupfern, ups) oder würden sich Bing, Yahoo und wie sie alle heißen zuwenden.
Natürlich verändern sich Märkte, Anzeigenvolumina. Aber genau so ändern sich Berichterstatter, Chronisten und Reporter. Heute ist man mit dem Kamerahandy und Twitter schon in der Lage zur völlig dezentralen, unabhängigen Berichterstattung. Nicht nur eine Pseudoelite – sondern jeder. Selbst ein eigener Fernsehsender ist für kleines Geld machbar.
Die guten Journalisten werden sich durchsetzen, das Publikum stimmt nicht mehr am Kiosk, sondern mit der Maus ab. So what? Und wenn meinetwegen ein verdammt guter Blogger oder Forenbetreiber besser ist als ein vermeintlicher „Profi“, dann bekommt eben der Blogger den Besucher und auch die Werbeeinnahme. Für mich persönlich waren die Äußerungen von Konken der Versuch einer Machterhaltung über Meinungen und Etats, die obsolet weil überholt sind.